Zwangsarbeit in KZ-Außenlagern auf dem Gebiet der Tschechischen Republik

Die Ausweitung der Zwangsarbeit

 

Zwangsarbeit war ein grundlegender Bestandteil des Häftlingslebens in den Konzentrationslagern von Beginn an. In der Gründungsphase der KZ nach der Machtergreifung Hitlers hatte Zwangsarbeit hauptsächlich die Funktion von Strafe, "Erziehung" und Terror. Ab 1937 kamen zunehmend wirtschaftliche Aspekte hinzu und KZ-Häftlinge wurden zuerst in SS-eigenen Betrieben eingesetzt.

Währende der nationalsozialistischen Herrschaft galt das Gebiet der Tschechischen Republik als vor Luftangriffen weitgehend sicher. Dies führte dazu, dass die Konzentrationslager Auschwitz, Flossenbürg (Ostbayern) und Groß-Rosen (Niederschlesien) im 1938 annektierten und an das Deutsche Reich angeschlossenen Sudetengau und im Protektorat Böhmen und Mähren vor allem in der Endphase des 2. Weltkrieges ein umfangreiches Außenlager-System für die Rüstungsproduktion aufbauten.

KZ-Außenlager entstanden zuerst für Rüstungsbetriebe, die sich in direkter Nähe der Hauptlager ansiedelten. Ein weiterer Verwendungszweck für die Häftlinge war bis 1941/42 Baukommandos. Das erste KZ-Außenlager auf dem Gebiet der Tschechischen Republik wurde im August 1942 zur Fassung einer Mineralwasserquelle der SS-eigenen "Sudetenquell GmbH" im westböhmischen Krondorf-Sauerbrunn (Korunní) eröffnet.


Die Außenlager des KZ Flossenbürg

 

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Grafik: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

 

Die SS verbesserte 1942 die organisatorischen Grundbedingungen für den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge durch die Zentralisierung der Aufgaben im neu gegründeten Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA). Für den Häftlingseinsatz in der Privatindustrie wurde das Prinzip der Ausleihe festgeschrieben. Unternehmen konnten den Bedarf an Häftlingen gegenüber dem SS-WVHA melden und bei einem positiven Bescheid wurde das "zuständige" KZ mit der Errichtung eines Außenlagers und der Organisation der Bewachung beauftragt. In anderen Fällen wurden Firmen von staatlichen Stellen Häftlinge angeboten. Die Firmen zahlten der SS eine Gebühr je nach Geschlecht und "Qualifikation" der Häftlinge und sorgten für die Unterbringung und die Verpflegung von Häftlingen und deren Bewacher.

Ab Mitte 1944 wurde innerhalb weniger Monaten das Netz von KZ-Außenlagern über das gesamte vom Deutschen Reich besetzte Gebiet massiv ausgebaut. Gab es im April 1944 20 Stammlager mit 130 Außenlagern für die Staats- wie Privatwirtschaft, vergrößerte sich die Zahl der Außenlager bis Kriegsende auf etwa 1.000. 90 Prozent der etwa 40 Lager auf dem Gebiet der Tschechischen Republik am Ende des Krieges entstanden im letzten Kriegsjahr. Es wurde dabei teilweise auf bereits bestehende Lagerstrukturen, wie die "Schmelt-Lager" (Jüdische Zwangsarbeitslager) im Riesengebirge aufgebaut, die teilweise vom KZ-Groß-Rosen übernommen wurden. Bei der Mehrheit der auf dem Gebiet der Tschechischen Republik 1944 entstandenen KZ-Außenlagern handelte es sich um Frauen-Lager.

Neben Unternehmen aus dem "Altreich" wie AEG, Auto-Union, Dynamit Nobel, Siemens oder Telefunken und deren Tochterunternehmen, die die Produktionen in den Sudetengau und in das Protektorat Böhmen und Mähren verlagerten, engagierten sich auch lokale Firmen um Rüstungsaufträge und um die Zuteilung von KZ-Außenlagern. Besonders nordböhmische Textilunternehmen, die bereits über "Erfahrungen" beim Einsatz von jüdischen Zwangsarbeiterinnen hatten, setzten Groß-Rosener KZ-Häftlinge im großen Stil ein. Die SS beschäftigte in ihren eigenen Firmen wie der Porzellanfabrik "Bohemia" in Neurohlau (Nová Role) oder der nordmährischen "Freudenthaler Getränke GmbH" ebenfalls KZ-Häftlinge aus Flossenbürg bzw. Auschwitz.

Die Mehrheit der KZ-Außenlager entstanden im Sudetengau. Im Protektorat Böhmen und Mähren wurden aufgrund der Bedenken von Karl Hermann Frank, Staatsminister für Böhmen und Mähren, kaum ausländische Arbeitskräfte und KZ-Häftlinge eingesetzt. Allein die SS erreichte auf Protektoratsgebiet seit Ende 1943 die Einrichtung von kleineren KZ-Baukommandos für Arbeiten auf dem "SS-Truppenübunsgplatz Beneschau" in Hradischko (Hradištko) und Janowitz (Vrchotovy Janovice) südlich von Prag sowie weitere kleinere Lager in Jungfernbreschan (Panenské Břežany) und Brünn (Brno).


Die Außenlager des KZ Groß-Rosen

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Grafik: Museum Groß-Rosen

 

4. Bernsdorf (Bernartice) 54. Mährisch Weißwasser (Bilá Voda)
14. Brünnlitz (Brněnec) 57. Morchenstern (Smržovka)
23. Gablonz (Jablonec nad Nisou) 62. Ober Altstadt (Hořejší Staré Město)
24. Gabersdorf (Libeč) 63. Ober Hohenelbe (Hořejší Vrchlabí)
33. Grulich (Králíky) 64. Parschnitz (Poříčí)
37. Halbstadt (Meziměstí) 68. Reichenau (Rychnov u Jablonce nad Nisou)
45. Kratzau I (Chrastava) 72. Schatzler (Žacléř)
46. Kratzau II (Chrastava) 75. Sankt Georgenthal (Jiřetín)

 

 

Ziel des Projektes

Die insgesamt heute bekannten 21 Flossenbürger, 18 Groß-Rosener und drei Auschwitzer Außenlagern auf dem Gebiet der Tschechischen Republik sind heute weitgehend vergessen. Im Rahmen des Projektes wird versucht, völlig unterschiedliche Orte der KZ-Zwangsarbeit in einem Forschungsvorhaben zu verbinden. Das 15-köpfige Kommando, bestehend aus Zeugen Jehovas, die im Privathaushalt der Witwe Reinhard Heydrichs in Jungfernbreschan nördlich von Prag eingesetzt waren, ausreichend Verpflegung erhielten und alle den Krieg überlebten, kann kaum mit der Knochenmühle von Leitmeritz verglichen werden. Dort kamen im Rahmen einer Untertageverlagerung von Produktionsanlagen der Auto-Union und Osram durch unzureichende Ernährung, katastrophale hygienische Verhältnisse, Krankheiten, Arbeitsunfälle und Gewaltexzesse der Bewacher Tausende Häftlinge zu Tode.

Neben der in vielen Fällen bislang ungeklärten grundsätzlichen Fragen zu einzelnen KZ-Außenlagern soll sowohl die Rolle der Wirtschaft als auch der staatlichen Stellen beim Aufbau und Betrieb der verschiedenen, teilweise zeitlich aufeinander folgenden, teilweise parallel entstandenen Lagersystemen von KZ-Häftlingen und sonstigen Zwangsarbeitern näher bestimmt werden. Ein besonderes Augenmerk soll auf die Haft- und Arbeitsbedingungen und den KZ-Außenlagern, aber auch der oftmals am selben Ort eingesetzten anderen Zwangsarbeiter gelenkt werden.
 

18. 11. 2024

Letzten Freitag besuchte uns eine Gruppe von Austauschstudenten aus den USA in Jáchymka zu einem Workshop, den wir in Zusammenarbeit mit @vertoeducation organisiert haben. Während unserer gemeinsamen Zeit diskutierten wir über die Repressionen und Vorschriften, die die Rechte der Juden im Protektorat Böhmen und Mähren nach und nach aushöhlten, und darüber, wie sie sie beeinflussten. In einer Aktivität erörterten wir, wie ein gewöhnlicher Tag für uns aussehen könnte, und dann sahen wir, wie im Laufe der Zeit das persönliche Leben immer mehr eingeschränkt und die Teilnahme an der Gesellschaft verboten wurde. 

8. 11. 2024

Eine der Aufgaben unseres Instituts ist es, die Aufmerksamkeit auf die historischen Ereignisse und den Kontext des Phänomens zu lenken, für das heute der Name Holocaust verwendet wird. Eines der tragischsten Ereignisse, das offiziell die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nazis auslöste, ereignete sich vor genau 86 Jahren, in der Nacht vom 9. zum 10. November. Die Nazis selbst nannten es Kristallnacht, nach den zerbrochenen Scheiben jüdischer Geschäfte, Häuser und Synagogen. Die Nachkriegsgeschichte kennt sie auch als Reichspogrom. 

7. 11. 2024

Letzten Samstag veranstaltete afyn.cz einen eigenen Zine-Workshop.  

Die Geschichte der Zines (kleine selbstgemachte Zeitschriften) ist dadurch gekennzeichnet, dass sie vor allem von Randgruppen genutzt wurden, um sich künstlerisch auszudrücken und die Themen, die ihnen wichtig waren, kostengünstig und schnell zu veröffentlichen. Nachdem wir etwas über die reiche Geschichte der Zines gelernt hatten, machten wir uns gleich daran, unsere eigenen zu erstellen. Am Ende des Workshops präsentierten wir einander unsere kleinen Kreationen und sahen all die schönen Möglichkeiten, wie Zines verwendet werden können: Von der Erstellung eines eigenen kleinen Comics bis hin zu einer informativen Broschüre ist alles möglich.  

25. 10. 2024

Anlässlich der deutschen Veröffentlichung von F. R. Kraus' Buch Gas, Gas, dann Feuer, einem der allerersten Berichte über den Holocaust, wird ein Treffen mit dem Sohn des Autors und ITI-Direktor Tomas Kraus stattfinden. Die Veranstaltung wird unter anderem in Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner Brücke-Most-Stiftung durchgeführt.

19. 10. 2024

Mit tiefer Trauer haben wir die Nachricht vom Tod von Professor Yehuda Bauer erhalten, einem der weltweit führenden Historiker des Holocaust und des Antisemitismus. Seine Forschungen und Lehrtätigkeit trugen wesentlich zu unserem Verständnis der tragischen Ereignisse des 20. Seine Entschlossenheit, uns zu einem tieferen Verständnis der menschlichen Natur und der Notwendigkeit, Hass und Intoleranz zu bekämpfen, zu führen, wird immer eine Inspiration bleiben.

Das Institut der Theresienstädter Initiative spricht seiner Familie und all jenen, die von seinem Leben und seiner Arbeit betroffen waren, sein tiefstes Beileid aus.

Mit Professor Bauer verlieren wir nicht nur einen Experten, dessen Meinung für uns immer sehr wertvoll war, sondern auch einen Landsmann und engen Freund.

 

16. 10. 2024

Diese Woche besuchten Thomas und Laurenz die Schule für internationale und öffentliche Beziehungen in Prag-Nusle und führten dort einen Workshop mit Schülerinnen und Schülern der Maturaklassen durch. Dabei wurden anhand der Aktivität "Just an ordinary day" die Auswirkungen der antijüdischen Gesetze und Regelungen in der NS-Zeit veranschaulicht. In Gruppenarbeiten konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand von Originaldokumenten Informationen über die tatsächlichen Gegebenheiten erarbeiten und analysieren.


Wir bedanken uns für die Einladung und die angeregten Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern.

9. 10. 2024

Als Institut stützt sich unsere Arbeit auf drei Hauptsäulen:

  •     Das Institut erforscht die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Tschechien und in Europa.
  •     Es erinnert an die Opfer und dokumentiert sie.
  •     Es leistet Aufklärungsarbeit gegen alle Erscheinungsformen von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.

Bildung ist ein wichtiges Instrument zur Verhinderung von Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen Formen des Hasses, die zu Tragödien wie dem Holocaust geführt haben. Zu den wesentlichen Elementen gehören: